Expositions

Die Schaustellung des Wilden (Fünf prägende Jahrhunderte)

„Wir können an Hand der‚Menschenzoos‘nachverfolgen, wie rasch sich ein zunächst ausschließlich wissenschaftlicher Rassismus in weiten Teilen der Bevölkerung verbreitete.“

Le Monde diplomatique (2000)

Die Frauen, Männer und Kinder, von denen diese Ausstellung erzählt, kamen aus Asien, Afrika oder Amerika, von pazifischen Inseln, manchmal auch aus Europa. Sie wurden in Zirkussen und Tavernen zur Schau gestellt, auf Jahrmärkten, in Tiergärten, in ethnischen Dörfern, bei Welt- und Kolonialausstellungen. Beinahe fünf Jahrhunderte lang (1490-1960) präsentierte man sie dem europäischen, japanischen und amerikanischen Publikum als „Wilde“. Bei diesen „Spektakeln“ gab es Darsteller, Bühnenbilder und Impresarios, Dramen und Inszenierungen. Die vergessene Geschichte dieser Schaustellungen liegt im Schnittpunkt von Kolonial- und Wissenschaftsgeschichte, Rassismus und Unterhaltungskultur. Aus aller Welt wurden „interessante“ Individuen herbeigeschafft, meist auf Vertragsbasis, manchmal mit List und Gewalt. Nur im Westen wurden Menschengruppen in so großem Maßstab zur Schau gestellt. Noch immer wird eine Ungleichbehandlung von Menschen aufgrund ihrer Hautfarbe durch diese historische Praxis legitimiert. Noch heute belasten uns die Auswirkungen dieses Tuns.

 

1,4 Milliarden Besucher

Mehr als ein Jahrhundert lang – von der „Hottentottischen Venus“ im Jahr 1810 bis in die 1940er-Jahre – lockte die Schaustellungsindustrie mehr als 1,4 Milliarden Besucher an und beschäftigte weltweit 30.000-35.000 Darsteller. Auch wenn die Besucher für manche der zur Schau gestellten Individuen echte Bewunderung empfanden, wurden die „Menschenzoos“ organisiert, um eine klare Grenze zwischen „Zivilisierten“ und „Wilden“ zu ziehen, eine klare Rangordnung herzustellen. Der „Menschenzoo“ bot meist auch die erste Gelegenheit zu einem Blickkontakt, einer Begegnung mit den „Anderen“. Die Forschungsgruppe ACHAC und die Stiftung Lilian Thuram. Bildung gegen Rassismus möchten mit dieser Ausstellung die Entstehung rassistischer Vorurteile erklären. Wir müssen diese Vergangenheit aufarbeiten und verstehen, damit kein Mensch mehr wegen seiner Hautfarbe und kulturellen Herkunft zurückgewiesen oder diskriminiert wird.


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